Freitag, 4. April 2014

Ukraine-Sniper: Räuberpistolen, britische Ermittler und ein gelöstes Rätsel

Wer schoß in Kiew auf wen? Die Täter haben ein paar "Täter" gefunden.
Das Übereinkommen vom 20. Februar 2014 mit dem ukrainischen Präsidenten Janukowitsch umfasste auch die unabhängige Untersuchung der tötlichen Vorkommnisse vom Maidan. Nachdem er in die Falle ging und vertrieben wurde, ist keine neutrale Untersuchung geschehen. Das Telefonat zwischen der nicht überraschten Ashton und dem offensichtlich perplexen Premierminister Paet sprach zwar Bände, seit der Machtergreifung hörte man jedoch nichts Konkretes mehr. Bis diese Woche.

Dia-Show in Kiew
Die Putschisten legten gestern in Kiew ein Ammenmärchen vor. Der von den Putschisten als Chef des ukrainischen Geheimdienstes wieder eingesetzte Valentin Naliwajtschenko behauptet am 3. 4. 2014 vor der Presse, Janukowitsch sei für die Schüsse auf dem Maidan verantwortlich. Nicht genug damit; er erzählt auch wie aus einem schlechten Hollywood-Drehbuch: Russische Geheimagenten hätten Janukowitsch geholfen, den Plan zu schmieden und auszuführen. Für ihn nicht von Belang: Für nichts davon konnte der Schlapp- und Cowboyhut Beweise vorlegen. Alles was er hatte, waren ein paar Power-Point-Folien. Man war peinlich an den Powell-Point-Auftritt in der UNO erinnert.
Dia-Abend, 3. 4. 2014
Selbst die ARD, obwohl derzeit federführende Instanz in Sachen Desinformation, konnte den Münchhausen nicht ernsthaft verkaufen. O-Ton Tageschau am 3. April 2014 immerhin: „Die Regierung macht es sich zu leicht.“ Auch die andere eingeladene Westpresse nimmt dem Putschisten seine Flickschusterei nicht ab. Dass die Chefs in den Redaktionen von Brüssel bis Washington dem Heizdecken-Verkäufer-Auftritt anschließend einen ernsthaften Anstrich geben wollten ist eine Farce. Für uns umso wichtiger, Personen und Situationen aus dem Mediennebel zu holen.


Dirty Three
Allein die Vita der Personen am Podium lässt einen den Kopf schütteln. Da wäre “Innenminister” Awakow, ein Ex-Gouverneur und Wirtschaftskrimineller, der in Italien nach Interpol-Fahndung im Knast saß. Unter seiner Ägide schoss sich der kompromittierende Faschist Muzychko letzte Woche aus Versehen selbst ins Herz. Dann sitzt da der „ermittelnde“ Generalstaatanwalt Makhnitsky von der faschistischen"Swoboda"-Partei, die am Tatort zur Tatzeit den Ton angab. Als Wortführer erleben wir die schillerndste Figur, Valentyn Nalyvaichenko, aus Klitschkos US-BRD-finanzierter UDAR-Partei. Nalyvaichenko war unter dem US-orangenen Juschtschenko Generalkonsul in Washington und wurde anschließend Geheimdienstchef in Kiew, der den Dienst an die USA anband. Er verlor seinen Posten als Juschtschenko abgewählt wurde. Jetzt – wo NATO, Putschisten und Nazis in Kiew bestimmen - ist er wieder da. Heute sind die USA wieder Hausherr beim SBU. US-Vizepräsident Biden hatte ihn nicht grundlos als "unseren Mann in Kiew" bezeichnet. Der Geheimdienst-Boss hatte zur Untermauerung seiner Thesen vom 3. April flugs 12 Berkut-Polizisten verhaften lassen. Dazu unten mehr. Da in Kiew präsentierte sich - wie man sieht - die geballte Unabhängigkeit und Rechtschaffenheit. Mehr ist zu dieser Show selber nicht zu sagen.

Die Briten
Stellen wir dieser Show stattdessen einige erhebliche Fakten und Fragen entgegen, die die Putschisten samt und sonders unterschlagen haben. Da wären zunächst die Feststellungen des PM Paet im Gespräch mit der britschen Baroness Ashton. Wichtiger noch, "Hinter der Fichte" möchte an die hochinteressanten Feststellungen der britischen BBC am Maidan während der Schüsse erinnern. Man sieht in zahlreichen Videos wie Kugeln in den Baum von hinten einschlagen, die Opfer folglich aus dem Maidan-Bereich beschossen werden.
Einschuss im Baum, der Mann schaut in Richtung des Schützen.
 (Update: Foto wurde von "irgendwem" gelöscht.)
Hier ein ähnliches.
Dort befindet sich die Musikakademie („Philharmonie“). Wie wir von dem BBC-Mann Gabriel Gatehouse wissen, waren bereits am 24. Februar 2014 britische Ermittler am Maidan. Sie haben konkret mindestens vier Schusspositionen benannt. Unter anderem auch vom Gebäude der Nationalbank und dem Hotel Ukraina, die aber im Kiewer Bericht nicht genannt werden. Warum? Wer hatte zu dem Zeitpunkt dort Zugang? Wer hat wen gesehen? Die fixen Ballistiker von der Insel erklärten vor laufender Kamera an Hand der Schusskanäle- und spuren, dass es sich nicht um einfache Kalaschnikows, sondern Scharfschützengewehre gehandelt habe. Warum werden diese anonymen britischen „Experten“ nicht präsentiert? Was haben Sie herausgefunden? Wer hat sie so schnell nach Kiew gebracht? Bedenken wir, es war zwei Tage nach dem Umsturz!


Funkverkehr
Eine andere Sache. Es gibt Funkmitschnitte von Beobachtern (Aufklärern?) außerhalb des Maidan vom 18./19. 2. 2014 (die in der West-Propaganda als Sniper bezeichnet werden, Rufzeichen „Myron”, „Dober”, „Felix”, „Gummi”, „Hassan”,“ „Smena”, „Center”, “Stange”, “Kolun”, “Judge”, “Sewa”) die aber belegen, dass sie a) nicht zur Berkut gehören, sie b) nicht schießen und c) die Schützen nicht zu ihnen gehören.

Die Insider
Die zielgerichtete Propaganda des Westens blendet die Aussagen der Spezialisten der Ukraine aus. Da wäre zum Beispiel Nalyvaichenkos Vorgänger Jakimenko. Er hat ein äußerst erhellendes Interview gegeben, das im Mainstream weitgehend verschwiegen wurde. Die Details kann man bei den Kollegen von Parteibuch nachlesen. Woher kamen seines Wissens die Sniper? Zunächst kamen die Schüsse aus der vom Kommandanten des Maidan, Parubij, kontrollierten, „Philharmonie“. Von dort aus operierten insgesamt 20 Schützen mit automatischen Waffen. Sie schossen parallel zum Angriff am Boden auf die Berkut-Polizisten. Später kamen diese rund 20 Leute unter den Augen vieler Zeugen (ukr. Geheimdienst und Maidan-Anhänger) aus der Philharmonie. Mit speziellen Taschen für den Transport von Scharfschützengewehren. Es gab auch Kalaschnikows mit Zielfernrohren. Sie waren, von den abgerissenen Maidan-Leuten gut unterscheidbar, professionell gekleidet. Zu den Augenzeugen zählen Vertreter von “Swoboda” (Partei des jetzigen rechten Generalstaatsanwaltes), “Rechter Sektor”, (Parubij), “Vaterlandspartei” (Timoschenko) und UDAR (Geheimdienstchef Nalyvaichenko und Klitschko). Dann teilten sich die Sniper Jakimenko zufolge in zwei Gruppen. Die eine der Gruppen verlor der SBU aus den Augen. Die anderen 10 gingen zum Hotel Ukraina. Von dort gingen die Schüsse weiter. Dann wandte sich jemand vom “Rechter Sektor” und “Swoboda” an Jakimenko, die Spezialeinheit “Alpha” einzusetzen, um diese Gebäude von Scharfschützen zu säubern. Jarosch vom Rechten Sektor und Tjagnibok von der Swoboda wollten sich damit entweder ein Alibi verschaffen oder sie waren wirklich nicht eingeweiht. Wie der Tod des Muzychko zeigt, waren und sind sie eh nur - inzwischen kompromittierendes - Kanonenfutter. Die Sniper kamen ergo aus dem Bereich des Maidan-Kommandanten Parubij – (jetzt der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates und Verantwortlich für die SA-ähnliche Nationalgarde).

Parubij
Er hat die Ausschaltung der Sniper verhindert. Geheimdienstchef Jakimenko war bereit, sie unschädlich zu machen. Wer waren die Schützen? Nach SBU-Informationen z. Z. von Jakimenko (die Dokumente sind ja im Besitz des USA-Verbündeten Nalyvaichenko), waren darunter entlassene Ehemalige des Geheimdienstes des Verteidigungsministeriums, Leute aus dem ehemaligen Jugoslawien, Leute aus anderen Ländern. Alle Söldner. Jakimenko wörtlich im Interview: „Die neuen Behörden werden nicht nach Söldnern suchen. Warum sollten sie ihr eigenes Grab schaufeln?“ Parubij gehört zur Gruppe um den Oligarchen Poroschenko (jetzt Präsidentschaftskandidat, von Deutschland präferiert, Klitschko trat zu seinen Gunsten zurück), Gvozd, Malamuzh, (beide ukr. Auslandsgeheimdienst unter Nalyvaichenko) oder Gritsenko (antiruss. Verteidigungsminister, der sich für NATO-Beitritt der Ukraine stark machte). „Das sind die Kräfte, die alles ausgeführt haben, was ihnen von ihren Führern aufgetragen wurde – die Vereinigten Staaten von Amerika. Sie haben, im Wesentlichen, jeden Tag in der Botschaft verbracht. Es gab keinen Tag, wo sie nicht in der Botschaft waren.”

Paschinski mit dem Gewehr
Was ist eigentlich aus Paschinski geworden, dem  Mitglied von Timoschenkos Vaterlandspartei? Er war am 18. 2. gefilmt worden wie er ein Scharfschützengewehr vom Maidan schmuggelt. Paschinski ist jetzt Chef des Präsidialamtes in Kiew. Was hat er ausgesagt? Schweigen.

Die Berkut-Beamten
Und dann wären da noch die Spezialkräfte der Ukraine. Die schwarzen Uniformen mit den gelben Armbinden.
Berkut-Spezialeinheit deckt den Rückzug am 20. 2. 2014, Oktober-Palast
Am 3. 4. 2014 sagte der Vorsitzende der Vereinigung der Berkut-Angehörigen, Vladimir Krashevsky, der Presse, die Bereitschaftspolizei Berkut war nicht an den Massenmorden vom 20. 2. 2014 beteiligt. Um 8 Uhr am Morgen des 20. 2. 2014 zogen sich die Berkut in verschiedene Richtungen zurück. In dem Moment kamen sie aus verschiedenen Gebäuden unter Beschuss. Die Berkut mussten für 300 Polizisten in einer riskanten Aktion den Rückzug aus dem Bereich des Oktoberpalastes decken. “250 Menschen konnten dank der Deckung durch die Männer in den schwarzen Uniformen mit den gelben Armbinden evakuiert werden. 50 wurden leider gefangengenommen und zum Maidan gebracht. Während des Feuerschutzes wurde der Berkut-Offizier, Nikolay Semchuk, von zwei verschiedenen Scharfschützen gleichzeitig getroffen. Im Bein und im Kopf”. Der "Generalstaatsanwalt" hatte die Einheit reißerisch “Schwarze Kompanie“ genannt. Ihr korrekter Name sei "Spezialkompanie des Spezialpolizeiregimentes Berkut der Stadt Kiew“. Sie bestand aus 90 Mann, von denen 23 in dem Bereich des Gefechtes waren. 12 von ihnen wurden verhaftet, nur drei sind noch in Gewahrsam; der Kommandeur und zwei weitere Personen. Sie müssen sich einem Lügendetektortest unterziehen. (Wir hatten bereits berichtet, dass das eine nach dem Parteiprogramm der "Swoboda"-Partei eingeführte Technik ist.)
Der Berkut-Veteran Krashevsky meint, die Untersuchung und Verhaftung sei lediglich eine politisch aufgeladene Kampagne, um Berkut und die Sicherheitskräfte zu Feinden zu machen.


Journalisten
Deutsche, russische, britische Journalisten waren zuhauf vor Ort. Golineh Atai zum Beispiel, die live verkündete, in ihrem Fensterrahmen im Hotel Ukraina seien Kugeln eingeschlagen. In den Übertragungen die wir sahen stand sie stets zum Maidan! Wie hier auf diesem Bild vom 19. 2. 2014. Links hinter ihr das Konservatotium ("Philharmonie"). Am Nachmittag des 20. 2. 2014 - nach dem Abzug der Berkut - twittert sie nocheinmal mit Foto: "Erst mal keine Live-Interviews auf dem Balkon. Wer schießt auf Journalisten?"
Da wir in ihren eigenen Berichten sehen, dass der Balkon zum Maidan liegt, auf welchem Weg können die Schüsse dann von ausserhalb des Maidan gekommen sein? 
Also, Briten und Russen haben den Rückzug der Berkut und die Männer in den schwarzen Uniformen gefilmt. Von ihnen stammen die Fotos die Awakow gestern versuchte, der Presse als "Sniper-Beweise" unterzuschieben. Winziger Fauxpas: Laut Untersuchung der Briten haben aber von dort keine Sniper-Angriffe stattgefunden. Da die Fotos die Awakow zeigte von Journalisten stammten die dabei waren: Wer ist befragt worden?

Damit ist das Rätsel um die Männer mit den gelben Armbinden gelöst. Sie deckten den Rückzug der Berkut. Darüber hinaus gibt es genügend – für jeden zugängliche - Videobeweise die zeigen, dass die Berkut natürlich in der Bewegung nicht mit Scharfschützengewehren hantieren konnten. Die Briten bestätigten aber ausdrücklich, dass es sich bei den Schützen um Scharfschützen gehandelt hat.

Nichts von dem was die Dirty Three vorführten passt mit der Realität zusammen.
Die Slide-Show in Kiew zeigte, der NATO nimmt man den Bock als Gärtner nicht ab.
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